1. |
Anfang
07:09
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einfach so, beginnt der tag. und wenn wir so zurückdenken, sehen wir keinen anfang.
manchmal meine ich, den tod, vor dem leben gekannt zu haben.
selbstverständlich, verstand ich.
bevor ich gerechtigkeit formulieren konnte, kämpfte ich für sie.
rennen und zittern, stehts aufgeregt, der puls verläuft zu schnell.
mehr riemen im gesicht als hände.
als wäre die sprache entwachsen, als verständen wir sie nicht
vergessen zu atmen
leere wahrheiten ins gesicht klatschen
und laut laut lachen,
so laut lachen, dass all das verfluchte geschrei untergeht.
dass jedes weinen fehlen am platz ist,
warum weint ihr kinder noch?
ich will kein mann mehr sein,
der alltag hat sich erübrigt,
das privileg hat sich bewährt, nicht mehr als ein privileg zu sein.
viele haben gemerkt, dass wir menschen sind
doch die meisten noch nicht.
es stehen flüchtlingscamps in flammen, männer töten «ihre» frauen.
wir halten uns zurück, denn was geht uns das an.
unsere banken bleiben uns treu,
wir finden uns selbst neu, jeden tag.
egal was ich sage, wurde bereits tausendmal gesagt.
wir stehen wache an den grenzen, und wache an grossmutters grab,
was getan werden muss, wird getan.
ich wünsche mir wirklich einen neuen anfang.
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2. |
Geständnisse
03:04
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ich wollte nie aussagen, geständnisse wurden mir in den mund gelegt,
und doch schmeckten sie meiner zunge
du warst bloss ein kind
und ich schon mädchen, nicht mehr junge
trotzdem ass ich jeden tag zu viel,
denn du standst noch immer da schautest mich an, und musstest lachen
ich bückte mich ein weiteres mal, noch kleiner als zuvor
für dich war dies zwar nebensache
doch trotzdem wurde ich nie betrachtet, wenn schon nur angelacht, hingeschaut
vertrauenswertes anvertraut,
doch niemals reichte ich aus, um deine leere zu füllen,
oberflächen bleiben tief, ich bleibe besiegt
die bürgerliche front bleibt nie fern
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3. |
Konform
04:24
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stumme weise, über bord
kein meer nur beton,
jede ader platzt,
bevor ein sprachrohr getastet wird
kopf voll zorn, system konform
kopf voll zorn, system konform
eigenhändig hände reichen, keine zeichen, kleine zeichen
von mehr fingern, innen einsam, solidarisch, ohne zimmer
weinende kids für eine bessere welt
weinende kids für eine bessere welt.
Ich versuche arme zu halten,
nicht weil sie schwer sind, sondern weil die eigenen abfallen,
tagtäglich sich ärgern über so viel zeit vor bildschirmen
um sich nicht weitere gespräche auszumalen, die nie stattfanden.
weil wir jeden tag, angst davor haben, gestrichen zu werden.
wenn alles zu hintergrund wird,
dann ist der grund, bloss noch, freunde zu haben, gekannt zu werden und
individuell zu sterben.
das kollektiv wurde bereits vor seiner erschaffung zerstört
wir schliessen die ohren
weil alles nicht aufhört, weil unterscheidung zu weh tut
und oberflächen zu hart sind um aufgebrochen zu werden.
weil niemand redet.
wir wollen wechseln und wir wissen es schon lange,
wir alle klagen über das müde-sein und die einsamkeit
doch weil verbundenheit nicht konstant wachsen kann,
passt sie nunmal nicht in unsere welt
wir retten die neoliberalen handbücher und vor allem dessen konsumenten
verlieren die welt, weil wir sie nicht loslassen können
boote gehen unter
und wir runzeln die stirn
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4. |
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du bist ein guter mensch, keiner von denen
nicht einer der die augen verschliesst vor wichtigen problemen.
sagst du dir selbst, und du sagst es dir so gern
du bist kein macho typ, du respektierst frauen,
für deine mutter und deine schwester hast du viel vertrauen,
du bist ein held, verglichen mit den anderen,
denkst du dir gern
und du redest gern von liebe, redest gern von ehrlichkeit,
du bist so verflucht gut darin, dich selbst zu sein,
darum verzeihst dus dir auch, wenns mal nicht ganz richtig läuft
denn du hast ja immer, immer das richtige gewollt.
nichts kann mensch dir vorwerfen, warst immer nett zu ihr,
und küsstest bei bedarf auch mal nur ihre stirn
du bist ein guter mensch, du weisst es so genau
und als dir dein schwanz ausgerutscht ist, warst du ja blau
du zogst sie gerne aus, und fühltest dich im recht
nachfragen war nicht nötig, denn dein schwanz gefühl war echt
wozu die stimmungen versauen, ihr wart doch so vertraut
auch wenn sie jetzt hysterisch tut, verflucht sie wollte es auch
wieso solltest du jetzt schuldig sein, du bist nicht einer von denen
du hast ein gespür für frauen, da braucht man nicht zu reden
du weisst genau, was sie wollen und gibst es ihnen auch,
du brauchst nicht nachzufragen, nein, du respektierst frauen
mein kopf ist versteigert, bilder erscheinen in meinem kopf,
ich stell mir vor sie zu ficken, wie ein richtiger mann.
dominant und es fühlt sich so echt an,
fühlt sich an wie ein drang, ich beobachte mich selbst, seh mich selbst von aussen an
und es fühlt sich scheisse an
ich spreche aus, was in mir vorgeht und versuche eine andere haltung anzunehmen,
und oft hilft es, denn offenheit, kann einiges beheben, aber
die bilder sind in meinem kopf verklebt
alles fühlt sich mehr konstruiert an als gelebt,
ich versuche durchzuatmen, ich frage nach
ich fühle mich mir selber fremd nachdem ich gekommen bin,
es tut mir leid, bin ich nicht richtig auf dich eingegangen
und es tut mir leid, ging es nur um mich und meinen schwanz
es geht hier nicht um mich,
es geht um weiblich-gelesene personen,
und die muster die in mir auftauchen durch meine sozialisierung,
ich weiss nicht, wie es sich anfühlt
auch ich bin manchmal dominant,
so ist es schwierig hier dies zu schreiben, so als mann
so will ich und muss ich,
mich ständig hinterfragen
mehr offen reden, öfters nachfragen
keinen druck aufbauen, und ein bewusstsein dafür haben,
dass unser gefühl, nicht immer bereits unseren idealen entspricht
und ein vibe nicht ausreichend für einen fairen kuss ist,
ich will die revolution leben, deshalb versuch ich zuzuhören, wenn eine frau spricht
und auch wenn wir das gefühl haben, wir wollen es unbedingt und
sie doch auch
dann muss das nicht realität sein,
lieber jungfrau, als unterdrückendes menschsein
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5. |
Zugfahrt Züri/Bern
05:54
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schweizerische nationalbank
versperrt den eingang,
wenn komplexer hass,
den darm enstpannen kann
und ich uns halte
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6. |
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chasch du mir helfe? chasch du mir behilflich si?
jede tag, die glichi frag
hend ihr mich wüklich gern oder
bin ich e plag?
doch immer wieder fallt mir uf,
dass mer zemme sovill wiiter chemmed
ich wett numme mit eu rede, ich hoff das isch ok für eu
niemmer will vereinsame
ich wett mich nümme schäme für das wonich bin
chasch du mir helfe? chasch du mir behilflich si?
Ich wott alles löse mit dir, ufbreche strukture und voreiligi ziil
ziit ne, fürenand, wer nice
d sprach ufdecke macht mich froh,
ohni individualistischi schuldzueschribig, mir sind alli glich,
bitte bliibed bi mir
chasch du mir helfe? chasch du mir behilflich si?
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7. |
Stürzend
02:45
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wohin von hier aus?
wohin mit eingeboxten, immigrierten gesichtern?
und zähneknirschenden ignoranten trichtern
ich bestätige mich selbst dabei, mich gegen bestätigung zu wehren
doch den tagesrythmus können wir verlernen
lieber ein mal mehr schlucken, lieber ein paar haare zupfen
lieber wirklich auch sich selbst sein, als anderen aus dem meer zu helfen.
flaggen lassen uns vergessen
hauptsache am ende des tages, zusammenbrechend, nicht mehr einschlafen können
portfolio
von untaten
kapital
keine fragen
zitternd weiter rennen,
in gehabter kategorie
binär und weiss
so verdammt unruhig, dass dich jede offenheit zerreisst
mann sein, und wirtschaften
mann sein, und kind klatschen
hand rein und abschalten, lieber nicht innehalten
wut über geständniss, gewalt weil sie geil ist
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8. |
Grund
05:43
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störung der kochtöpfe,
die sich stetig zu entfalten versuchen
explosion, statt ruhe, wohnsitz einmalig
insassen von zahlreich, zu manisch
zu fremd, griffe in den alltag
nach längerer anstauung, weiter kauen
ausserhalb, des eigenen zimmers
keinen platz, nacht für nacht
stumm, leises zittern
aufgebracht, verstand verloren
jeden tag, die gleiche mühe
nicht weiter, als nach draussen
jeden menschen fünfmal fragen
weshalb kein grinsen auf deren lippen stehen
weshalb sie nicht zeigen, was in ihnen vorgeht?
mensch hat mir den grund geraubt
selbstvertrauen zwangsverkauft
ausserhalb, des eigenen zimmers
keinen platz, nacht für nacht
stumm, leises zittern
aufgebracht, verstand verloren
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9. |
Aufhören
02:56
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pflanzen mit blut giessen, klirrende fenster abschliessen
nichts ändern, nur lassen
schiff kentern, menschsein fassen,
wer die rechte ironie zu viel in frage stellt,
hat zwar recht ist aber ein spassverderber
nazis dürfern weiter seeden, männer folgen ihren trieben
weisse können endlos siegen. niemand vermisst die menschen des globalen südens
aufgehen, nicht davon ausgehen
der status quo hat ausgedient
zuletzt stirbt die polizei, denn zuerst muss der krawall weg
gewalt ist nie ok, ausser wenn sie ein blaues gewand trägt
ich halte nichts von euch, nur von dem was ihr sein könntet
denn würd ich im moment leben, dann wär ich längst versteinert
aufgehen, nicht davon ausgehen,
der status quo hat ausgedient
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10. |
Bien
07:26
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ohrenbetäubende stille, wenn wir so um gekühlte sandwiches kreisen
jede und jeder für sich
den jeweiligen ungleichen alkohol mit sich tragend
und niemand wagt auch nur eine frage zu stellen
die angst vor dem menschen in uns, ist zu gross
die vakuumisierung unseres zusammenlebens ist fortgeschritten
und der deckel scheint sich sicher nicht von selbst zu lösen
die gefrierfächer lassen uns kalt, wir bleiben müde und wir kaufen ein
die teilnahme fehlt am eigenen leben,
den ton gemeinsam angeben, liegt der zeitgenössischen scheinlogik fern
das individuum führt uns nicht aus der krise heraus,
der amazonas brennt und trotzdem häuft sich die summe
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11. |
UD4E (mit Omri Ziegele)
04:12
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nichts lässt sich aussagen über uns,
ewig verschuldet, ewig verschuldet
grob gedacht, ohne auslass
erzählt mir bitte nichts von mir selbst
todesangst vor euch weisen
so weit, habt ihr wohl doch noch nicht gedacht
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12. |
Kei Luscht Meh
02:36
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kei luscht meh, kei luscht meh uf de scheiss
kei luscht uf homophobi und sexistischi vibes
kei luscht meh, kei luscht meh uf de dreck
kei luscht meh uf faschos und fehlende respekt
ha gnueg, ha gnueg du pflock
ha gnueg vo pro-life und mensche verachtendem schrott
ha gnueg, ha gnueg vo dem groove
ha gnueg vo usbüütig und zwangswachstum, (yeah)
ha nonie dra zwiiflet, dass ich mensche gern han
ha nonie dra zwiiflet, dass mer au andersch chann,
aber warum so voreilig mit dogme und vorurteil?
numme, numme angst chennder schüüre
argument hender kei
kei luscht meh, kei luscht meh uf de scheiss
kei luscht uf homophobi und sexistischi vibes
kei luscht meh, kei luscht meh uf de dreck
kei luscht meh uf faschos und fehlende respekt
ha gnueg, ha gnueg du pflock
ha gnueg vo pro life und mensche verachtendem schrott
ha gnueg, ha gnueg vo dem groove
ha gnueg vo usbüütig und zwangswachstum
jetzt mümme, jetzt mümme ja
meh demokratie, weniger blabla
jetzt mümme, jetzt mümme langsam wück,
d welt isch am verbenne, stück für stück
sisch ned eifach, eifach isch es nöd
aber mensche sind empathisch, mensche sind nöd blöd
drum wett ich, dass mer eus versammlet
enand zuelosed und de change fucking wahr wird
(skrrt)
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